Forschung
Die wissenschaftliche Tätigkeit der Österreichischen Goethe-Gesellschaft erfolgt in drei Bereichen:
I VORTRÄGE, SEMINARE, EXKURSIONEN
siehe Jahresprogramm
II SCHRIFTENREIHEN
1. SCHRIFTEN DER ÖSTERREICHISCHEN GOETHE-GESELLSCHAFT 2003-2022
- Band 1: Wenzel Johann Tomaschek, Gedichte von Goethe für den Gesang mit Begleitung des Piano-Forte. In Verbindung mit Hartmut Krones und Herbert Zeman, hg. von Ildiko Raimondi, Münster […] Wien 2003;
- Band 2: Claudia Schweizer, Johann Wolfgang von Goethe und Kaspar Maria von Sternberg, Naturforscher und Gleichgesinnte, Münster […] Wien 2004
- Band 3: Goethe lebt in Österreich. Eine Sammlung von Studien zur Rezeptions- und Wirkungsgeschichte. hg. von Herbert Zeman, Wien, Berlin 2007
- Band 4: Herbert Zeman, Johann Nepomuk Nestroy. Leben, Werk, kulturgeschichtlicher Horizont. Wien, Berlin (im Erscheinen)
- Band 5: Herbert Zeman, Wilhelm Scherer (26.4.1841 - 6.8.1886). Aufbruch der Goethe-Forschung, Freiburg i.Br., Berlin, Wien, 3. erheblich überarbeitete und ergänzte Aufl., 2015. Die vierte, völlig neu bearbeitete Auflage erschien außerhalb der Reihe, Baden-Baden 2023.
- Band 6: Wirtschaft und Wissenschaft im alten Österreich - Vom Schwarzen Kameel in Wien zur Deutschen Karl-Ferdinands-Universität in Prag. Karl Josef Sauer Lebenserinnerungen (1815-1898); August Sauer (1855-1926) Leben und Wirken in Prag. hg. und dargestellt von Herbert Schrittesser und Herbert Zeman, Wien 2022
(zugleich erschienen als Band 12 der Reihe Erträge böhmisch-mährischer Forschungen)
2. In Planung: VERÖFFENTLICHUNGEN DER ÖSTERREICHISCHEN GOETHE-GESELLSCHAFT
Folgende Bände sind in Vorbereitung:
- Band 1: Herbert Zeman, Die Botschaft des Wortes in der Musik. (im Erscheinen für 2024)
- Band 2: Literaturgeschichte Österreichs von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart. hg. von Herbert Zeman (im Erscheinen für 2024)
- Band 3: Robert Hinterndorfer, Die österreichische Literatur der frühen Neuzeit (1440-1612).
Band 1: Frühhumanismus und Blütezeit des Humanismus
Band 2: Späthumanismus und beginnendes Barockzeitalter
(im Erscheinen für 2025) - Band 4: Jakob Minor: Ein österreichischer Gelehrter. hg von Christoph Fackelmann und Herbert Schrittesser (geplantes Erscheinen 2025)
- Band 5: Anacreon Latinus. Anakreontische Gedichte des 16. und 17. Jahrhunderts, gesammelt, übersetzt und kommentiert von Robert Hinterndorfer und Herbert Zeman (geplantes Erscheinen 2026)
III JAHRBUCH DER ÖSTERREICHISCHEN GOETHE-GESELLSCHAFT
Das Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins (1886 – 1986)
Notizen zu seiner Geschichte
Das Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins ist hundert Jahre alt geworden: ein ehrwürdiges Jubiläum für eine literaturwissenschaftliche Zeitschrift, die sich, von Herausgebern verschiedener Generationen geleitet, immer wieder veränderte, ohne gute Traditionen aufzugeben. Nicht unter dem Titel Jahrbuch, sondern zunächst als Chronik des Wiener Goethe-Vereins erschien die heute älteste literaturwissenschaftliche Zeitschrift Österreichs. Die erste Nummer kam am Sonntag, dem 17. Oktober 1886, heraus. Die Chronik wurde zunächst einmal im Monat veröffentlicht und brachte
- Berichte über Vereinsangelegenheiten, über andere Goethe-Vereine und Gesellschaften,
- Berichte über Erscheinungen der Goethe-Literatur,
- Goethe-Notizen und -Forschungen aller Art,
- Berichte über die Fortschritte des Goethe-Denkmal-Projekts in Wien.
Herausgeber und verantwortlicher Redakteur war der in Wien tätige Hochschulprofessor Dr. Karl Julius Schröer. Er faßte die ersten zwölf Nummern zum ersten Band bzw. ersten Jahrgang zusammen (Wien 1887: Oktober 1886 bis Dezember 1887, in den Sommermonaten Juli und August 1887 erschienen keine Nummern der Chronik).
Wie der Wiener Goethe-Verein, der sich die älteste Goethe-Gesellschaft nennen darf, seit seiner Begründung (1878) regsten Anteil nicht nur an der Goethe-Forschung im allgemeinen, sondern auch an der Entwicklung der Goethe-Stätten und -Institutionen in Weimar nahm, so war auch sein Publikationsorgan von allem Anfang an personell und publizistisch mit Weimar verbunden: Die Chronik des Wiener Goethe-Vereins wurde in den entscheidenden Jahren der Goethe-Forschung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, zu der Osterreich wesentlich beitrug, und parallel mit dem Ausbau der Weimarer Forschungsstätten geschaffen. Gegen Ende 1885 verließ Erich Schmidt den Lehrstuhl für neuere deutsche Literaturgeschichte der Wiener Universität und ging als Direktor des Goethe-Archivs nach Weimar. Nun setzte die intensive Beziehung zwischen den Weimarischen Forschungs- und Gedenkstätten bzw. der Weimarer Goethe-Gesellschaft, die am 21. Juni 1885 auf Veranlassung der Großherzogin Sophie und mit nachhaltiger Unterstützung des aus Osterreich stammenden, nach Berlin berufenen Literaturhistorikers Wilhelm Scherer begründet wurde, und dem Wiener Goethe-Verein ein. Erich Schmidt, seit 1886 Ehrenmitglied des von ihm mitgestalteten Wiener Goethe-Vereins, berichtete regelmäßig über die während der Aufarbeitung des Goethe-Nachlasses zu Tage geförderten handschriftlichen Funde nach Wien, so daß zu den beliebtesten Rubriken der Chronik bald die Kolumne „Von der Goethe-Gesellschaft in Weimar“ gehörte. Das Jahr 1886 sollte sich in noch weiterem Horizont als Schicksalsjahr der neueren deutschen Literaturgeschichte und der Goethe-Forschung erweisen. Erich Schmidt ließ damals als zweiten Band der von ihm begründeten Schriftenreihe der Goethe-Gesellschaft Goethes Tagebuch der italienischen Reise erscheinen. Er ahnte nicht, daß es seine Weimarer Abschiedsarbeit sein würde: Wilhelm Scherer, Schmidts ehemaliger Lehrer, war unerwartet und früh am 6. August 1886 verstorben; für die Nachfolge auf dem neugermanistischen Lehrstuhl in Berlin kam vor allem Erich Schmidt in Frage. Er ging 1887 nach Berlin, und so dehnte sich die Beziehung des Wiener Goethe-Vereins in besonderer Weise von Weimar auch auf Berlin aus. Die enge Beziehung zur Weimarer Goethe-Gesellschaft aber blieb bestehen.
Die Chronik des Wiener Goethe-Vereins erwies bald ihre Lebensfähigkeit. Systematisch wurde sie von ihren Herausgebern und Mitarbeitern zu einem wichtigen Organ der Goethe-Forschung, zu einer bedeutenden germanistisch-literaturwissenschaftlichen Fachzeitschrift überhaupt ausgebaut. Zwar war J. M. Wagners Archiv für die Geschichte deutscher Sprache und Dichtung schon vorher in Wien 1874 herausgekommen, aber nach dem ersten Jahrgang wieder eingegangen. Daher wurde erst mit der Chronik des Wiener Goethe-Vereins eine lebendige literaturwissenschaftliche Zeitschriftentradition in Österreich begründet. Rudolf Payer von Thurn und Eduard Castle erweiterten die Chronik, so daß die Umwandlung des Titels nahelag, als Robert Mühlher die Herausgeberschaft übernahm: seit 1960 trägt die Zeitschrift den Titel Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins. Folgende Herausgeber betreuten die Chronik bzw. das Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins: Karl Julius Schröer (Bd. 1-9, Jg. 1886-1894), Rudolf Payer von Thurn (Bd. 10-37, Jg. 1895-1932), Eduard Castle (Bd. 38-63, Jg. 1933-1959), Robert Mühlher (Bd. 64-80, Jg. 1960-1976), Wolfgang Martens und Herbert Zeman (Bd. 81-83, Jg. 1977-1979), Herbert Zeman (ab Bd. 84, seit Jg. 1980).
Den Übertritt in das neue Jahrhundert begrüßt die österreichische Öffentlichkeit, begrüßen die literaturwissenschaftlichen Schwester-Unternehmungen durch Anerkennung vergangener Leistungen und mit guten Wünschen für die zukünftige Arbeit: Dankbar dem Erreichten gegenüber schließt der Wiener Goethe-Verein mit den vorliegenden Jahrgängen eine Epoche ab und eröffnet – Gutes hoffend – zugleich die neue.
Wien, zum 17. Oktober 1986 Herbert Zeman
1986 – 1999 . Das Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins
Unter der Herausgeberschaft von Herbert Zeman entwickelte sich das Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins in zwei Etappen. Die Bände 81-85 (Jahrgänge 1977-1981) redaktionell betreut von dem damaligen Universitätsassistenten Wolfgang Neuber (später Professor in Frankfurt am Main und Berlin) waren geprägt durch die spezielle Konzentration auf die Goethe-Forschung, die im Jubiläumsjahr 1978 ihren Höhepunkt erreicht hatte. Von dieser wissenschaftlichen Gegebenheit waren zunächst die folgenden Bände 89-96 (Jahrgänge 1985-1992) beeinflusst. Der damalige Universitätsassistent Wynfrid Kriegleder (später Professor an der Universität Wien) betreute in dieser Zeit die Redaktion. Besonderen Anteil an den Veröffentlichungen hatte die damals älteste Generation der deutschen Goethe-Forscher wie Erich Trunz und Herbert von Einem. Zu dieser Generation gehörte auch der bedeutende Autographensammler Kammersänger Anton Dermota, dessen Sammlung in den Bänden 86-88 (Jahrgänge 1982-1984) dokumentiert wurde.
Die mittlere Generation von Goethe-Forschern, angeführt von Karl Richter (Saarbrücken) und Hans-Joachim Becker (Wien/Heidelberg) bestimmte dann die weiteren Bände 92-96 (Jahrgänge 1988-1992). In dieser Zeit wurde das Jahrbuch der Österreichischen Literaturforschung (namentlich der Goethe-Zeit) geöffnet.
Diese Tendenzen setzten sich in einer weiteren Phase des Jahrbuchs fort. Es sind dies die Bände 97-103 (Jahrgänge 1993-1999). Zu den internationalen Beiträgern hatten sich mittlerweile eine ganze Reihe junger österreichischer Literaturwissenschafter, die sich im Umfeld des Lehrstuhls für Neuere Deutsche und Österreichische Literatur der Universität Wien herangebildet hatten, mit zahlreichen Beiträgen zu Wort gemeldet.
ab 2000 . Das Jahrbuch der Österreichischen Goethe-Gesellschaft
Eine neue Periode der Jahrbuch-Publikationen setzte mit dem Bänden 104-116 (Jahrgänge 2000-2012) ein. Die Redaktion hatte Christoph Fackelmann übernommen. Der Name des Wiener Goethe-Vereins wurde zugunsten von „Österreichische Goethe-Gesellschaft“ vertauscht. Neben der Fortsetzung bewährter Veröffentlichungsbereiche wurde besonderes Augenmerk auf die Veröffentlichung der Beiträge von Kongressen, die die Österreichische Goethe-Gesellschaft veranstaltete, gelegt; zugleich lag auch die Dokumentation besonderer Gegebenheiten der Goethe-Forschung nahe. In diesem Sinn enthielt der erste Band 104/105 (Jahrgänge 2000-2001) wichtige Veröffentlichungen von Erich Trunz, die entweder an entlegener Stelle oder überhaupt nicht publiziert worden waren und die Dokumentation eines internationalen Symposions aus Anlass des 300. Todestages von Johann Beer, des bedeutenden Dichterkomponisten des Barockzeitalters. Eine Novität wurden die unter dem Titel „Goethe und Österreich“ kontinuierlich erscheinenden Beilagen zum Jahrbuch; sie brachten und bringen ausschließlich unbekannte bzw. schwer erreichbare Autographen aus dem großen Wirkungskreis Goethes und seiner Zeitgenossen.
Wien, zum 12. Dezember 2012 Herbert Zeman